Viktor-Grundschule in Xanten : Wie eine App bei der Integration hilft

10.07.2022

Die Viktor-Grundschule setzt eine Lern-Software für den Deutsch-Unterricht ein. Bei der Finanzierung hat der Lions Club Xanten geholfen. Hinten im Gespräch (v.l.): Michael Duscha und Wolfgang Platen (beide Lions Club Xanten) und Schulleiterin Martina Salewski. Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Xanten. Die Viktor-Schule in Xanten unterrichtet viele Kinder, die mit ihren Familien aus der Ukraine oder anderen Ländern flüchten mussten. Um ihnen Deutsch beizubringen, setzen die Lehrer eine Lern-Software ein. Die Lions halfen dabei.

Das Mädchen beugt sich über ein Tablet, um Deutsch zu lernen. Auf dem Bildschirm sieht sie einen Bus, in dem ein Mann sitzt und telefoniert. Darunter steht ein Satz, aber er ist unvollständig: „Er am Telefon im Bus.“ Zwei Wörter fehlen, und die Schülerin der Klasse 3c der Viktor-Grundschule in Xanten muss herausfinden, welche das sind.

Dafür macht ihr das Computerprogramm fünf Vorschläge: ist, hat, geflüstert, geschnitten und gesucht. Das Mädchen tippt auf „hat“ und „geflüstert“. Die Software liest den vollständigen Satz vor, und die Schülerin bekommt zur Belohnung zwei goldene Sternchen. Dann erscheint auf dem Bildschirm der nächste unvollständige Satz.

Es ist ein Vormittag vor den Sommerferien. Neben dem Mädchen sitzen noch andere Schülerinnen und Schüler. Alle beugen sich über Tablets und arbeiten mit demselben Programm, aber sie bearbeiten unterschiedliche Aufgaben. Die einen lernen die Buchstaben, die anderen trainieren ihren Wortschatz, wieder andere lösen Grammatik-Aufgaben. „Deutsch als Zweitsprache (DaZ)“ heißt der Unterricht.

Die Viktor-Grundschule bietet ihn montags bis freitags an, und zwar täglich und auch für jede Jahrgangsstufe. Insgesamt sind es 30 Kinder, die dadurch Deutsch lernen. Die Mädchen und Jungen sind mit ihren Familien aus anderen Ländern nach Deutschland gekommen. Einige leben sogar erst seit einigen Monaten oder Wochen in Xanten. Darunter sind Familien, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen sind.

Insgesamt sind es acht ukrainische Kinder an diesem Mittwoch im Juni, die an der Viktor-Grundschule unterrichtet werden. Ein weiteres, also neuntes Kind ist gerade angemeldet worden, wie Schulleiterin Martina Salewski berichtet, und nach den Sommerferien werden wohl noch weitere kommen. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in der Schule erst Deutsch lernen müssen, um dem Unterricht folgen zu können, ist also durch den Krieg in der Ukraine sprunghaft gestiegen und steigt vermutlich noch weiter.

INFO
Warum es „Deutsch als Zweitsprache“ heißt:

Begriffsbestimmung Fachleute unterscheiden zwischen „Deutsch als Fremdsprache“ und „Deutsch als Zweitsprache“. In beiden Fällen lernen Menschen mit einer anderen Muttersprache zusätzlich Deutsch. Der Unterschied liegt darin, wo sie es tun, wie mehrere Online-Fachportale erklären. Wenn jemand in einem anderen Land lebt und Deutsch lernt, dann besucht er dafür einen Sprachkurs und lernt „Deutsch als Fremdsprache“. Wenn er dagegen in Deutschland lebt, dann lernt er die Wörter, die Aussprache und die Grammatik nicht nur im Unterricht, sondern auch im Alltag: auf der Straße, am Arbeitsplatz, im Sportverein, auf dem Spielplatz. Deshalb heißt es „Deutsch als Zweitsprache“.

Rheinische Post 10.07.2022