Am Samstag wurde das Fahrzeug in Xanten vorgestellt und gesegnet. In dieser Woche wird es in die Ukraine gebracht.
Foto: Armin Fischer (arfi)
Spender machen Anschaffung möglich – Niederrheiner kaufen Rettungswagen für die Ukraine
Xanten · Viele Menschen aus Xanten und Umgebung haben der Ukrainehilfe Niederrhein dabei geholfen, einen Ambulanzwagen anzuschaffen. Das Fahrzeug wird jetzt in das Land gebracht, um vor Ort Menschenleben zu retten.
Der Verein Ukrainehilfe Niederrhein bringt in dieser Woche einen Ambulanz- und Rettungswagen in die Ukraine. Mit dem Fahrzeug sollen im Südosten des Landes Menschen versorgt und gerettet werden. Die Anschaffung wurde durch die Unterstützung vieler Menschen in Xanten und Umgebung ermöglicht, unter anderem durch den Lions-Club Xanten und das Unternehmen Witzenmann Rhein-Ruhr. Am Samstag wurde der Rettungswagen auf dem Xantener Marktplatz von Vertretern der katholischen und der evangelischen Kirche gesegnet.
Hintergrund der Unterstützung ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine seit einigen Jahren. Wie Peter Hilbig und Mario Nienkemper von der Ukrainehilfe Niederrhein berichteten, hätte der Verein „einen Hilferuf“ aus dem angegriffenen Land erhalten. Durch frühere Hilfstransporte in die Ukraine kennen sie vor Ort einen Mann, der selbst im Krieg gekämpft habe und verletzt worden sei, wie sie berichteten. „Er will weiterhelfen, deshalb macht er jetzt Krankentransporte“, erklärten sie. Dafür habe er einen alten Bulli eingesetzt, der aber fast schon eine Million Kilometer auf dem Tacho habe. Der Wagen bleibe immer wieder liegen. Sie wollten nicht, dass jemand nicht mehr ins Krankenhaus gebracht werden könne. Deshalb hätten sie Geld gesammelt, um ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen.
Die Ukrainehilfe Niederrhein hatte vor wenigen Wochen einen Aufruf gestartet. Daraufhin hätten sich viele Menschen gemeldet und kleine oder große Beträge gespendet, berichteten Peter Hilbig und Mario Nienkemper. „Ich finde es toll, dass das so großes Interesse gefunden hat“, sagte Peter Hilbig. Er dankte „all den vielen Spendern, den Großspendern, aber auch den vielen kleinen Spendern“. Diese große Unterstützung „berührt einen“, sagte Peter Hilbig. „Mir geht es ans Herz.“
Das Fahrzeug stamme ursprünglich aus Österreich, gekauft hätten sie es in den Niederlanden, berichtete Mario Nienkemper. Sie hätten es über einen Händler für gebrauchte Einsatzfahrzeuge bekommen. Der Wagen sei von 2018 und technisch intakt, das Fahrzeug sei auch noch einmal durchgecheckt worden. Hinten im Fahrzeug seien eine Liege und zwei Sitze eingebaut, in mehreren Fächern könnten Verbandszeug, Medikamente und mehr verstaut werden. Technische Geräte seien nicht an Bord, könnten aber angeschlossen werden. Vor Ort werde es über eine staatlich anerkannte Organisation angemeldet. Zusammen mit dem Rettungswagen würden rund 2,5 Tonnen an Hilfsgütern in die Ukraine gebracht. Sie seien von Menschen aus Xanten und der Umgebung gespendet worden.
Das Fahrzeug wurde von dem evangelischen Pfarrer Kai Pleuser und der katholischen Pastoralreferentin Christiane Flüchter gesegnet. Das sei ihnen sehr wichtig, sagte Peter Hilbig. „Damit wir einen Beistand bekommen, wir als Fahrer, aber auch, um den Segen mit zu den Empfängern mitnehmen zu können.“ Er finde es wichtig, „dass wir als Christenmenschen an der Seite derjenigen stehen, die Leid tragen, die Not erleben“, sagte Kai Pleuser. „Das ist unser Auftrag als Christen.“ Dafür sei es wichtig, die Situation der Menschen in der Ukraine „an sich herankommen zu lassen“ und „zu tun, was man tun kann“. Die Initiative der Ukrainehilfe Niederrhein zeige zusammen mit ihren Unterstützern, „dass viel mehr möglich ist, als viele Leute denken“. Christiane Flüchter bat Gott darum: „Möge dieses Fahrzeug ein Werkzeug des Lebens sein, ein Zeichen der Hoffnung in der Not.“ Und sie bat darum: „Möge dieses Fahrzeug ein Bote des Friedens sein, in einem Land, das sich nach Frieden sehnt. Und möge es eines Tages nicht mehr gebraucht werden, weil der Krieg geendet hat.“
Auch Vertreter der Großspender waren zur Segnung gekommen. „Ich finde es wichtig, dass Deutschland nicht nur militärische Hilfe leistet, damit die Ukrainer unsere Freiheit verteidigen, sondern dass wir auch humanitäre Hilfe leisten“, sagte Christof Schneiderat, Geschäftsführender Gesellschafter der Witzenmann Rhein-Ruhr GmbH. Die Menschen in der Ukraine sollten wissen, „dass wir als Deutsche, wir als Europäer und wir als Westen zu ihnen stehen und sie auch vor Ort unterstützen.“ Es sei beeindruckend, was der Verein Ukrainehilfe Niederrhein auf die Beine gestellt habe. „Das ist eine große Leistung.“
Die Ukrainehilfe sei in diesen Zeiten wichtiger als sonst, sagte Walter Huhn, Präsident des Xantener Lions-Clubs. Es gehe darum, „ein Zeichen der Solidarität zu setzen“. Dafür seien diese „zivilgesellschaftliche Initiativen mindestens genauso wichtig wie die staatliche Unterstützung“. Die Anschaffung des Fahrzeugs sei ein Hilfsprojekt, „das hilft, Leben zu retten“. Peter Hilbig habe den Verein den Lions vorgestellt, sie seien sofort überzeugt gewesen. „Es ist ein Team von Machern, das hier am Werk ist.“ Walter Huhn betonte: „Die Ukraine braucht diese Hilfe.“
(wer beaw)
INFO
Regelmäßig werden Hilfstransporte organisiertUkrainehilfe
Der Verein Ukrainehilfe Niederrhein ist aus der bisherigen Hilfsaktion „Mario hilft“ von Mario Nienkemper entstanden. Sie war schon in der Vergangenheit von Menschen aus Xanten und Umgebung tatkräftig unterstützt worden. Zusammen organisieren sie mindestens zweimal im Jahr Hilfstransporte in die Ukraine und sammeln dafür Spenden.Hinweis
Die Namen der Kontaktpersonen in der Ukraine nannte die Ukrainehilfe Niederrhein bewusst nicht, wir schreiben sie auch nicht, um die Menschen nicht in Gefahr zu bringen – sie sind in der Nähe der Front zu den russischen Truppen im Hilfseinsatz.
Rheinische Post, 21.07.2025 von Markus Werning